Kirsten Nähle – Zwölf Sünden

Kritik und Rache an der Gesellschaft.

Victoria Stahl hat mit Daniel Freund einen neuen Partner vor die Nase gesestzt bekommen. Die Ermittlerin hat ohnehin schon einen Ruf etwas eigensinnig zu handeln und kann sehr schlecht damit umgehen, dass sie nun von einem Kölner bei den Ermittlungen begleitet wird. Entsprechend kühl ist auch der Start der beiden Ermittler, als sie zu einem vermeintlichen Selbstmord mitten im bekannten Stadtlauf „Würzburg läuft“ gerufen werden.

Quelle und Genehmigung: Verlagsgruppe Droemer Knaur

Das Opfer hat sich mitten während des Laufs von der Mainbrücke gestürzt. Obwohl die wenigen und meist unbrauchbaren Zeugenaussagen keine Hinweise auf einen Mord zulassen, beginnt Victoria Stahl zu ermitteln. Irgendetwas kommt ihr komisch vor und sie setzt sich wieder einmal gegen den Willen ihres Vorgesetzten durch.

Susanne, die Lebensgefährtin von Daniel Freund ist Journalistin. Als ein Bekennerschreiben der „Wächter“ im Postfach genau dieser Ermittlerin landet wird es für Daniel immer schwerer mit seinen Rollen als Ermittler und Lebensgefährtin von Susanne umzugehen. Er kämpft auch noch mit seiner eigenen Vergangenheit und die ersehnte Ruhe in seinem Leben durch den Wechsel nach Würzburg lässt auf sich warten

„Er hatte gehofft, mit seinen Albträumen und Anfällen würde es in Würzburg besser werden. Neue Stadt und Dienststelle, andere Kollegen … dass alles sollte ihm helfen, über seine Erlebnisse hinwegzukommen. – Stattdessen hatte er es jetzt mit zwei Toten zu tun, die ihn nachts verfolgten und wahrscheinlich erst in Ruhe ließen, wenn er die Täter gefasst hatte. Wie viele Menschen würden die Wächter noch töten, bevor sie sie erwischten?“ (S. 148)

Mit ihrem Krimidebüt „Zwölf Sünden“ bringt einem die Journalistin und PR-Redakteurin Kirsten Nähle Würzburg etwas näher und kritisiert gleichzeitig auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Man erhält Einblicke in diverse Veranstaltungen und Festivitäten und auch in die teils rauen Umgangsformen in Unterfranken. Das alles vor dem Hintergrund eines spannenden Kriminalromans, der sich so auch nur in Würzburg abspielen kann, da die lokalen Gegebenheiten ausschlaggebend für den Plot sind.

Interessant fand ich die Art und Weise wie die Autorin dem Leser die Protagonisten näherbringt. Sowohl Victoria Stahl als auch Daniel Freund haben ihr Päckchen zu tragen und fast jedes Kapitel ist einem der Protagonisten, der Journalistin Susanne oder den Tätern gewidmet. Die Autorin übernimmt dann die Perspektive der jeweiligen Figur. Das hätte etwas verwirrend wirken können, da aber die jeweiligen Figuren als Überschrift die Kapitel bezeichnen ist das kein Problem, sondern ein Stilmittel welches schnell eine persönliche Nähe ermöglicht.

Etwas schade fand ich die Auflösung am Ende, die eine unnötige, persönliche Verstrickung enthält. Dadurch wurde das Werk mit einem Mal für mich weit aus dem Rahmen einer möglichen Realität gerissen und das hat mir ein wenig den Spaß geraubt. Trotzdem war die Geschichte durchdacht, die Hintergründe und Motive zwar etwas eigenwillig aber gut recherchiert und spannend verpackt. Wer also einen Regionalkrimi aus Unterfranken sucht ist sehr gut damit bedient, besser als mit manch anderen, die fast ausschließlich aus Mundart und kulinarischen Eskapaden der Protagonisten leben.

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