Patrick und Angie gegen alle.
In ihrer kleinen Detektei in Dorchester in Bosten erhalten Patrick Kenzie und Angela „Angie“ Gennaro den Auftrag brisante Dokumente wiederzubeschaffen, die Senator Brian Paulson abhanden gekommen waren. Zusammen mit dem Abgeordneten Jim Vurnan und Senator Sterling Mulkern wird Patrick Kenzie von den Politikern ein Fall samt Lösung präsentiert: die schwarze Putzfrau von Senator Paulson, Jenna Angeline, ist getürmt – und seither fehlen Dokumente. Patrick und Angie müssen also nur den Aufenthaltsort von Jenna ausfindig machen und schon hätten sie den gut bezahlten Job erledigt.
Tatsächlich gelingt es den beiden relativ rasch Jenna ausfindig zu machen und sie erfahren auch mehr über die Hintergründe ihrer Flucht. Mit ihrem eigenen Sinn für Gerechtigkeit beginnen Patrick und Angie die Hintergründe zu recherchieren und versuchen zu verstehen, worum es bei den gesuchten Dokumenten geht. In dem Moment, als Jenna ihnen die Dokumente aus einem Bankschließfach holen möchte, wird sie auf offener Straße erschossen.
Patrick und Angie befinden sich daraufhin inmitten eines Bandenkriegs in Dorchester, der aufgrund der immer noch vermissten Dokumente auch für die Politik hoch interessant erscheint. Gottseidank können Patrick und Angie auf Ihr Netzwerk bauen. Bubba beispielsweise, ein hartgesottener Ganove mit entsprechend durchschlagender Faustkraft und Waffengewalt kommt ihnen zu Hilfe.
„Wir gingen zum Auto und stiegen ein. Als wir aus dem Parkhaus fuhren, sagte Bubba: »Bomben wir diese Bande jetzt zurück nach Afrika, oder was?« – Angie sagt: »Bubba, nein…« – Ich wusste, dass es sinnlos war, Bubba irgendetwas zum Thema Rassentoleranz zu erzählen, also sagt ich: »Das wird wohl nicht nötig sein.« – Er sagt: »Scheiße«, und lehnte sich zurück. – Armer Bubba. Da hatte er sich extra fein gemacht, und nun durfte er niemanden erschießen.“ (S. 218)
Aufmerksam auf Dennis Lehane wurde ich durch das Diogenes Bloggertreffen im Oktober 2021. Von Lehanes teilweise verfilmten Bestsellern hatte ich tatsächlich noch nichts gelesen. Ich beschloss, mir die Detektiv-Serie um Patrick Kenzie und Angie Gennaro etwas näher anzuschauen. „Ein letzter Drink“ ist der erste Roman aus dieser Reihe. Selten liest man so intelligente und gleichsam unterhaltsame Wortwitze, Dialoge und Redewendungen. Sprachlich war dieser Roman ein echtes Highlight für mich.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich in der Zeit zurechtgefunden habe. Immerhin hat der Autor das Original bereits 1994 geschrieben. Es gab noch Münz-Telefonzellen. Dann aber hat mich die Welt gepackt und ich bin in das Leben von Patrick und Angie eingetaucht. Lehanes Schreibstil ist packend, die Charaktere sind voller Leben und Empathie. Dazu kommt ein Charme, den ich bislang nur bei den Parker-Krimis von Richard Stark kennengelernt habe. Es macht einfach Spaß einen Draufgänger wie Patrick Kenzie zu begleiten, der sich in seiner Welt auf seine Art und Weise für Gerechtigkeit einsetzt.
Die Brutalität hält sich in Grenzen, trotzdem ist der Roman nichts für zart besaitete Leser. Nicht zuletzt auch wegen der nach wie vor hochaktuellen Themen Rassismus, Bandenkriminalität und Korruption, die wohl damals schon einen traurigen Höhepunkt in Dorchester erreicht hatten. Ich kann dieses Werk von Lehane absolut empfehlen und freue mich schon auf den nächsten Band. „Ein letzter Drink“ erscheint übrigens am 25. Mai 2022 in einer ungekürzten Hörbuchfassung gelesen von Florian Schmidtke. Ergreift die Gelegenheit!
Ein Gedanke zu „Dennis Lehane – Ein letzter Drink“