Markus Stromiedel – Nachtfrost

Ein tiefer Einblick in Paul Seligs Vergangenheit.

Paul Selig hat zusammen mit seinen Kollegen eben erst einen Fall aufgeklärt, als er die Festnahme und damit den Ruhm einem anderen Kommissar überlässt. Keiner seiner Mitarbeiter versteht ihn. Und da wundert es auch nicht, dass der Polizeipräsident ernsthaft darüber nachdenkt ihn viele Jahre zu früh in den Vorruhestand zu schicken. Denn die Einsparung von Führungspositionen steht gerade hoch oben auf der Tagesordnung. Maria Garcia Fernandez, seine jüngste Kollegin, soll Paul Selig auch noch auf diesen Schritt vorbereiten. Eine Aufgabe die ihr so gar nicht behagt, nicht nur weil sie so gerne mit Paul Selig zusammenarbeitet.

Quelle und Genehmigung: Verlagsgruppe Droemer Knaur

Fast zeitgleich wird in vielen Behörden in Berlin ein Computervirus freigesetzt, der sämtliche Daten in Beschlag nimmt. Erst gegen Zahlung einer größeren Geldsumme verspricht er die Freigabe der Rechner. Klar, dass sich die Bundesregierung nicht erpressen lässt. Um dennoch handlungsfähig zu bleiben wird deshalb schnell ein privates Sicherheitsunternehmen beauftragt. Auch das Polizeipräsidium ist betroffen. Nur ein einziger Rechner wird verschont. Und dann ist da auch noch dieser alte Mann, der bei Paul Selig vorbeifährt und ihm ankündigt, dass er bald einen neuen Mord aufklären darf. Paul Selig beginnt wie immer unbeirrt von Vorgesetzten oder anderen Behörden zu ermitteln. Steine lässt er sich dabei nicht in den Weg legen.

„Selig schwieg einen Moment. »Warum«, fragte er und blickte Cezary an, »ermittelst du nicht einfach weiter? Mache ich bei uns auch so.« – »Weil mein Chef mir das verboten hat. Unter Androhung von Strafe. Mir sind die Hände gebunden. Ist schon schlimm genug, dass du mich gezwungen hast, zum Flughafen zurückzufahren.« – Selig nickte ernsthaft. »Weißt du, was wirklich schlimm ist? Dass mir dein Chef vollkommen egal ist.«“ (S. 278)

Markus Stromiedel hat mit seinem dritten Kriminalroman um Kommissar Paul Selig ein wenig mit der Vergangenheit aufgeräumt. Endlich lernt man etwas mehr über die Verbindung des Kommissars zu seinem Vater und dessen mysteriöse Vergangenheit. In ersten Band Zwillingsspiel gab es schon die ersten großen Fragezeichen, nun gibt es einige Antworten. Und auch neue Erkenntnisse, die Potential für weitere Romane bieten.

Wie schon vom Zwillingsspiel und Feuertaufe gewohnt hat der Autor mit seinem Protagonisten einen etwas ungewöhnlichen Kommissar gezeichnet. Paul Seligs messerscharfer Verstand deckt zwar immer die wichtigen Zusammenhänge auf, seine Scheu vor Menschen und Entscheidungen lässt ihn aber immer wieder etwas ungeschickt aussehen. Ergänzt durch ein spannungsgeladenes Team führen die Dialoge stellenweise zu einer Situationskomik und Tiefe, die man nur selten bei einem Kriminalroman findet.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Paul Selig die Gemüter scheidet. Wer Spaß an den ersten beiden Romanen hatte, sollte auch unbedingt den dritten lesen. Wer mit dem sensiblen und grundehrlichen Kommissar bislang nicht warm wurde, darf auch von Teil drei kein Wunder erwarten. Ich gehöre auf jeden Fall zur ersten Gruppe und konnte mich wunderbar in die Erzählweise und die Orte in Berlin und Umgebung einfinden. Ob wir uns über einen weiteren Roman freuen dürfen, lässt der Autor im Nachwort allerdings bewusst offen. Lassen wir uns überraschen.

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