Wie man an einem Tag alles verliert, was einem wichtig ist.
Tom Meron ist Vertriebsleiter bei einer IT-Software-Firma und lebt mit seiner Frau Kathy und seinen Kindern Chloe und Max in einem hübschen kleinen Häuschen mit Garten. Er führt ein normales, ruhiges Leben, bis ihn sein ehemals bester Freund Jack Calley aus heiterem Himmel anruft. Noch während des Anrufs bekommt er mit, wie Jack ermordet wird und er den Mördern die Adresse der Merons nennt. Tom schaltet richtig: er bringt die Kinder an einen sicheren Ort und versucht seine Frau an ihrem Arbeitsplatz zu finden. Denn die Mörder Jacks werden vermutlich auch bald bei ihm auftauchen.
Der Alptraum hat für Jack jedoch gerade erst begonnen. Am Arbeitsplatz seiner Frau, der Universität, wird er brutal angegriffen und anschließend als potentieller Mörder verhaftet. Seine Frau bleibt spurlos verschwunden und irgendjemand macht Jagt auf ihn.
Parallel ermittelt Detective Inspector Mike Bolt zusammen mit seinem Team der National Crime Squad NCS im Todesfall des Lord-Oberrichters des Landes. Der Selbstmord des Richters weißt leider ein paar Ungereimtheiten auf, und die Vermutung liegt nahe, dass der Richter aufgrund eines Verbrechens in der Vergangenheit hatte sterben müssen. Diese düstere Vergangenheit ist auch der Grund für die Jagd auf Jack Meron und seine Familie.
„Die schiere Ohnmacht reißt einen beinahe auseinander. Jegliche Widerstandskraft erlahmt. Man wird zum wachsweichen, flehenden Wrack, und genau damit, schätze ich, hatten sie gerechnet.“ (S. 260)
Simon Kernick schreibt in rasantem Tempo über die Geschehnisse einer kleinen, unschuldigen Familie die von einem Augenblick auf den anderen in schwerste Kapitalverbrechen verwickelt wird. Er bedient sich dabei der Ich-Perspektive des Familienvaters, was beim Aufbau der Spannungsfäden sehr hilfreich ist. Durch die Unwissenheit seines Protagonisten kann er dem Leser immer wieder neue Häppchen vorwerfen, und viele Hintergrundinformationen lange Zeit zurückhalten.
Die Wandlung welche der Software-Verkäufer während des Romans hin zum um sich schießenden und kämpfenden knallharten Typen durchläuft ist nicht gerade realistisch und Geschmackssache. Insgesamt gibt es immer wieder Stellen, die dem Leser zu recht unrealistisch erscheinen. Auch die dargestellte Brutalität ist vermutlich nicht Jedermanns Sache. Wer jedoch ein bisschen britische Spannung mit leichtem Abriss ins Fiktive mag ist mit dem Roman Kernicks bestens bedient!