Alle Welt geht fremd.
Gilles Sebag hat einen Fehler begangen. Seit Monaten schon quälten ihn Vermutungen, dass ihn seine Frau Claire hintergeht und eine Affäre hat. Doch bislang gab es dafür lediglich Indizien. Und nun hat er im vergangenen Sommer doch auf ihrem Handy nachgesehen. Und die Wahrheit war wie ein Schlag ins Gesicht für ihn. Nun muss er überlegen wie er mit den Tatsachen, denen er ins Auge gesehen hat, umgeht.
Gleichzeitig ist da aber auch noch sein Job. Und der ruft ihn kurz vor Weihnachten gleich in zwei vermeintliche Beziehungstragödien. In einem Fall hat ein hintergangener Ehemann seine Frau auf frischer Tat ertappt und sie kaltblütig erschossen. Im zweiten Fall stürzt sich ein Betrogener aus dem Fenster. Alles sieht nach einem klaren Suizid-Versuch aus, nachdem er von den Seitensprüngen seiner Frau erfahren hat.
Gepaart mit seinen eigenen Problemen hat Gilles Sebag durchaus Schwierigkeiten diese Fälle voller Motivation anzugehen. Doch sein Gespür für seltsame Zusammenhänge in diesen Fällen feuern ihn regelrecht an. Irgendetwas stimmt nämlich ganz und gar nicht.
„Gilles Sebag konnte den Zufall nicht leiden. Zufällige Faktoren konnten bisweilen die besten polizeilichen Schlussfolgerungen über den Haufen werfen, dass hatte seine Erfahrung ihm gezeigt. Wenn man den Zufall aber von vorneherein in seine Gedankengänge einbaute, wurde es ein Ding der Unmöglichkeit, ernstzunehmende und glaubwürdige Hypothesen aufzustellen.“ (S. 244)
Wie auch schon in den ersten beiden Roussilon-Krimis um Gilles Sebag gibt es immer wieder Passagen, deren zweideutigen Sinn man erst beim zweiten Lesen erfassen kann. Der Autor bedient sich wortgewandt schlauen Sätzen und driftet manchmal schon ein wenig ins Philosophische ab. An dieser Stelle möchte ich auch explizit die Übersetzung von Corinna Rodewald loben. Ihr ist es gelungen einen sauberen Lesefluss aufrecht zu erhalten und trotzdem anspruchsvolle Sätze und unterhaltsame Elemente aus dem Original einfließen zu lassen.
Prinzipiell ist der Roman durchaus spannend. Allerdings befürchte ich, dass jeder der selbst unter Trennungsschmerzen leidet spätestens nach der Hälfte des Krimis genug von der Thematisierung hat. Philippe Georget hat es einfach ein wenig übertrieben. Vielleicht verarbeitet er seine eigenen Erfahrungen mit diesem Buch. Ein explizites Dankeschön in der Danksagung am Buchende für den Beistand seiner Kinder „in schwierigen Zeiten“ deutet darauf hin.
Gelungen ist dem Autor dagegen wieder die authentische Darstellung der Atmosphäre im Süden Frankreichs, der Menschen im Roussillon und der skurrilen Herangehensweise des Inspecteurs bei der Auflösung der Verbrechen in Perpignan. Und damit bleibt auch der Dritte Fall für Gilles Sebag eine Leseempfehlung. Durchaus geeignet für den einen oder anderen kalten Wintertag.