Realität vs. Fiktion
Im November 2019 wird das Grüne Gewölbe in Dresden ausgeraubt. Entwendet werden Juwelen in unschätzbarem Wert. Dabei ging alles sehr schnell: extrem gut vorbereitet und geplant dauerte sowohl der Einbruch und Diebstahl bis zum Beginn der Flucht nur fünf Minuten. Durch die akribische Planung gelingt auch die Flucht und sowohl Täter als auch Beute verlieren sich schnell.
Die Polizei ermittelt dilettantisch. Ziemlich schnell geraten sowohl Adrian Falke, ein Spezialist für Kunstdiebstahl, als auch Julia Graf, die Direktorin des Museums, in den Fokus der Fahnder. Kurz darauf kommt es auch noch zu einer Lösegeldforderung und das Museum lässt sich darauf ein. Natürlich wie von den Erpressern gefordert, ohne die Polizei einzubinden.
Verschiedene Gruppierungen und Banden kommen für den Raub in Frage. Doch die relativ einseitigen Ermittlungen beschäftigen sich überwiegend mit einem Clan aus Berlin sowie mit Julia Graf und Adrian Falke. Stichhaltige Hinweise werden dabei von den Beamten gerne ignoriert oder sehr weitreichend interpretiert. Hauptsache es gibt möglichst schnell ein beliebiges Ermittlungsergebnis.
„»Hier ist Julia Graf, die Direktorin des Grünen Gewölbes. Sie sind in Gefahr. Lassen Sie sich nichts anmerken. Gehen Sie sofort auf die Herrentoilette. Ich erwarte Sie dort.« – Die Verbindung wurde getrennt. Julia Graf? Das war keine der Direktorinnen, die er auf der Tagung kennengelernt hatte. Und was für eine Gefahr?“ (S. 57)
Für mich war dies der erste True-Crime-Thriller, der mir in die Finger fiel. Ich war gleich von Beginn an fasziniert, über ein tatsächliches Verbrechen zu lesen. Welches hierbei zugrunde gelegt wurde ist dabei egal. Allein die Tatsache, dass es ein echtes Verbrechen dieser Art gab und man dazu Medienberichte findet, regt die Fantasie an. Im Nachhinein habe ich ein bisschen über das echte Verbrechen gelesen. Mir persönlich gefällt, wie Patrick Burow die Fakten über den echten Raub in seinem Thriller verarbeitet hat.
Patrick Burow schreibt kurzweilig und schnell. Die Kapitel betragen teilweise nur wenige Seiten und die Perspektiven-Wechsel sind rasant, aber gekonnt umgesetzt. Mitunter fühlt man sich beim Lesen als würde man gerade einen Action-Film im Kino anschauen. Auch wenn es kritische Stimmen in Bezug auf die tatsächlich erreichte Spannung gibt, ich persönlich habe meinen Spaß gehabt und auch die notwendige Spannung gefunden.
Ein bisschen enttäuscht hat mich die konstruierte Liaison zwischen Julia Graf und Adrian Falke. Irgendwie hat diese für mich von Beginn an unrealistisch und konstruiert gewirkt. Das hätte ich nicht gebraucht. Insgesamt habe ich das Buch aber gerne gelesen und ich habe auch einiges über die Diamanten-Szene gelernt. Insofern gibt es auch eine Empfehlung meinerseits, insbesondere für True-Crime-Fans.