Michael Ridpath – Der Marktmacher

Ein Blick in die wirtschaftlichen Abgründe Lateinamerikas.

Nick Elliot ist mit ganzem Herzen Russisch-Dozent. Er liebt die russische Literatur und kann sich mit Werken von Pushkin wunderbar entspannen. Leider ist seine Stelle aber so schlecht bezahlt, dass er damit nicht einmal die Hypotheken für seine Wohnung in London City bezahlen kann. Nachdem ihm sein Freund Jamie eine Empfehlung bei einem großen Broker-Haus in London mit dem Namen Dekker Ward ausgesprochen hat, nimmt er dort eine Stellung an. Denn im Investment-Banking wartet offensichtlich das große Geld auf ihn.

Dekker Ward wird von Ricardo Ross, einem charismatischen Broker geleitet und hat sich auf Papiere in Lateinamerika spezialisiert.
Dekker Ward hat einen exzellenten Ruf, trotzdem gewinnt Nik schon an den ersten Tagen den Eindruck, dass etwas nicht stimmt und möglicherweise sogar Drogengelder über Dekker Ward gewaschen werden.

„»Ganz tief in ihrem Inneren wird die Seele dieses Landes von einer Krankheit zerfressen. Brutalität. Sie ist wie ein Virus, das von Generation zu Generation übertragen wird: vom Kind auf den Drogendealer auf den Polizisten aufs Kind. Cordelia behandelt die Symptome. Ich hoffe, dass Initiativen wie das Favela-Bairro-Projekt die Ursachen bekämpfen.« (S. 94)

Für mich war mal wieder Zeit für ein etwas älteres Buch. Diesen Roman von Michael Ridpath von 1998 hatte ich schon länger geplant zu lesen. Er beschäftigt sich mit der Weltwirtschaft und versprach dabei auch noch recht spannend die negativen Seiten des Investment-Bankings zu beleuchten: detailreich zeigt der Autor, wie im Investment-Banking sprichwörtlich und tatsächlich über Leichen gegangen wird. Hin und wieder „muss“ ein Deal einfach klappen.

Zu Beginn wird noch schön beschrieben wie sich Nick Elliot in dieser unehrlichen Welt gerade so zurechtfindet. Schnell verliert das Buch dann aber nach und nach an Realitätsnähe. Das Wunderkind Nick Elliot ist einfach zu gut, zu intelligent und hat zu viele Kontakte, um glaubwürdig zu erscheinen. Und darunter leidet die gesamte Handlung.

Die Figuren sind leider überzeichnet und die extremen Wechsel im Handlungsstrang lassen sogar die Spannung leiden. Schön ist es, etwas über die lateinamerikanische Bevölkerung und auch die dortige Marktsituation zu erfahren. Sicherlich lässt sich davon auch einiges auf die heutige Zeit übertragen. Alles in allem aber ein mittelmäßiges Buch, welches mich leider nicht grenzenlos begeistern konnte.

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