Marc Elsberg – Blackout. Morgen ist es zu spät.

Realistisches Endzeitszenario verpackt in einem spannenden Roman.

An einem kalten Wintertag fällt der Strom aus: zunächst in weiten Teilen Italiens und Schwedens, dann sind immer größere Bereiche des europäischen Festlands betroffen. Die inzwischen globalisierte Netzinfrastruktur kann zwar kleinere Ausfälle wunderbar kompensieren, ein Totalausfall in weiten Teilen des Landes führt jedoch zu massiven Problemen. Die Versuche die Versorgung wiederherzustellen scheitert zudem an den vielen einzelnen Fehlermeldungen in den Kraftwerken.

Piero Manzano aus Italien ist Informatiker. Nebenbei hat er sein Wissen aber auch immer wieder für Hacks in industrielle oder behördliche Anlagen genutzt. Auch mit den neuen Smart Metern in Italien, den intelligenten Stromzählern hatte er sich in der Vergangenheit schon auseinandergesetzt. Und als der Stromausfall länger andauert schaut er sich diese noch einmal genauer an. Und dabei entdeckt er einen Code, der eine Abschaltung des Stroms herbeigeführt hat. Eine flächendeckende Abschaltung.

Quelle und Genehmigung: Randomhouse Verlagsgruppe

„Auf seinem Bildschirm leuchtete mittlerweile die Datei die er gesucht hatte. »Ich konnte damals die Steuercodes auslesen. Hier siehst du die Liste. Mit diesem gibt der Stromversorger den Befehl den aktuellen Verbrauch mitzuteilen. Oder der da. Mit ihm drosselt der Versorger den Verbrauch auf 200 Watt. Dann gibt es den, mit dem der volle Netzzugang wiederhergestellt wird. Einen zum Restart des Zählers, einen zum Neuladen des Programmspeichers über die Leitung und so weiter.«“ (S. 62)

Nachdem ich erst kürzlich Gier von Marc Elsberg gelesen hatte, habe ich mir noch ein älteres Werk des Autors herausgepickt: Blackout beschreibt ein Endzeitszenario vor knapp 10 Jahren. Unglaublich realistisch dargestellt sind die Szenarien bei der Abschaltung und den Schwierigkeiten der Netzbetreiber beim Wiederanwerfen der Versorgung. Der Autor hat sehr gut recherchiert, dafür wurde das Buch sogar zum Wissensbuch des Jahres 2012 gekürt. Für den Leser wirkt diese Realitätsnähe bedrückend. Es ist kaum und doch in klaren Bildern vorstellbar, was aus einem Europa mit einer tagelangen Unterbrechung der Stromzufuhr wird.

Gleichzeitig gelingt es dem Autor mit wenigen Protagonisten aus den unterschiedlichsten Ländern ordentlich Spannung aufzubauen. Der Leser wird in das turbulente Geschehen hineingezogen und fiebert den weiteren Entwicklungen entgegen. Dabei lernt er fast jedes Mal: Schlimmer geht immer. Ein bisschen erinnerte mich dieser Roman von Marc Elsberg an Rattentanz von Michael Tietz: dort ist es zwar eine andere Ausgangssituation, welche aber ähnlich präzise Beschreibungen liefert, was alles passieren kann, wenn uns das Selbstverständliche genommen wird. Ein Roman, der sehr zum Nachdenken anregt und möglicherweise auch eigene Handlungen in Frage stellt. Empfehlenswert für Leser mit starken Nerven.

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