Marc Elsberg – Gier

Eine Fabel zur Weltwirtschaft am Abgrund.

Jan Wutte, ein achtzehnjähriger Pfleger wird mitten in Berlin Zeuge eines Autounfalls: der Fahrer einer dunklen Luxuslimousine hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und rast mitten in einen kleinen Wald im Berliner Tiergarten zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Mit seiner Ausbildung als Krankenpfleger prüft Jan ob er Erste Hilfe leisten kann und verständigt den Notruf. Doch auf einmal tauchen vier dunkle Gestalten auf, setzen Jan außer Gefecht und brennen das Fahrzeug samt den verletzten Insassen nieder.

Quelle und Genehmigung: Randomhouse Verlagsgruppe

Parallel dazu gibt es in Berlin viele Demonstrationen gegen eine erneute finanzielle Rettung von Banken und Unternehmen und den Kapitalismus im Allgemeinen. Die Welt-Wirtschaft hat einen brutalen Einschnitt erlitten und auf der ganzen Welt ist die Bevölkerung in Aufruhr. Die Börsen zeigen einen deutlichen Abwärtstrend und die Banken haben sogar begonnen die Bargeldausgabe einzuschränken. Viele insbesondere junge Menschen wehren sich gegen diese gefühlte finanzielle Willkür und Ungerechtigkeit. In Berlin findet derweil ein Sondergipfel statt, auf dem sich Finanzexperten, Staatsmänner und reiche Unternehmer treffen um dem wirtschaftlichen Totalschaden entgegenzuwirken.

„»Und es wird noch paradoxer!«, begeisterte sich Fitz. »Die moderne Ökonomie geht vom Menschenbild des egoistischen Nutzenmaximierens aus, des homo oeconomicus. Das…« – »Fitz!« – »Fitzroy… Das besagt: Der Mensch tut alles, um seinen persönlichen Vorteil zu steigern. Kapitalismus wird von Eigeninteresse getrieben, von Gier.«“ (S. 325)

Der neueste Roman von Marc Elsberg ist wieder einmal gesellschaftskritisch und unterhaltsam zugleich. Plastisch und spannend zeigt er auf, was passiert, wenn der Kapitalismus auf der ganzen Welt versagt. Wenn sich „Griechenland“ überall wiederholt. Wenn die Aussicht auf eine Erholung dahinfließt, weil kein Staat der Welt mehr über genügend Kapital verfügt um den Untergang der Marktwirtschaft zu verhindern.

Mit seinen Protagonisten, einem Pfleger aus Berlin und einem glücksspielenden Mathematiker aus den USA beginnt Marc Elsberg ein Szenario aufzubauen, das einem vor Augen führt was wir Menschen besser machen könnten. Spielerisch und mit zahlreichen Illustrationen lernt der Leser, was sich gesellschaftlich ändern müsste, damit es allen besser geht. Und genau das wirkt beim Leser nach und verleitet zum Nachdenken.

Als Beispiel für die klasse Illustrationen habe ich hier die Grafik auf S. 181 abgezeichnet.

Ohne eine detaillierte Recherche hatte ich direkt zuvor ein Buch gelesen, welches sich ebenfalls mit dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft und den Personen beschäftigte, die daraus Kapital schlagen. Allerdings hat mich das neueste Werk von Marc Elsberg mehr überzeugt. Nicht nur aufgrund der lehrreichen mathematischen Inhalte, nein auch die Geschichte gefiel mir sehr gut. Das Buch liest sich spannend und auch die Entwicklung des jungen Krankenpflegers zu einer Art Superheld kann man verkraften. Besonders bemerkenswert fand ich die zahlreichen Illustrationen, wie man sie in einem „normalen Roman“ selten sieht. Sie steigern den Unterhaltungswert und helfen die mathematischen Inhalte besser zu verstehen und vor allem im Kopf zu behalten. Dieses moderne Werk könnte so manche klassische Schullektüre ersetzen, mehr gesellschaftskritischen Inhalt vermitteln und dabei die Schüler auch noch begeistern.

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