Brutal und ordinär. Aber trotzdem spannend.
„Ein Strahl der Straßenlaterne fiel auf den Treppenabsatz, und er konnte sehen, wie die Lefzen in der starren Grimasse des Todes von den blutverschmierten Zähnen zurückgezogen waren.“ (S. 209)
In einer brutalen und grausamen Art und Weise weist Roger Smith mit dem Zeigefinger auf einen Teil der Welt, den die meisten nur als Urlaubsziel kennen: Kapstadt. Er erzählt aus dem Leben von Jack Burn, welcher sich mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn auf der Flucht befindet. Aufgrund eines Verbrechens, welches in den Vereinigten Staaten stattgefunden hat, ist er mit seiner Familie nach Kapstadt geflohen. Doch es gibt noch mehr wichtige Persönlichkeiten, z.B. der korrupte und widerliche Cop Rudi Barnard, welcher seine eigenen Gesetzte macht und durchsetzt. Oder die rauschgiftsüchtige Prostituierte Carmen Fortune welche mit ihrem alten Großvater und ihrem behinderten Sohn in einer heruntergekommenen Bleibe in den Cape Flats wohnt.
Als die Familie von Jack Burn beim Abendessen von zwei vollgedröhnten Junkies überfallen wird, steigt innerhalb weniger Seiten die Spannung deutlich an. Es kommt zu einem kurzen Blutbad bei welchem beide Junkies ihr Leben lassen. Hier kommt eine weitere wichtige Person ins Spiel: Benny Mongrel, welcher beobachtet wie die beiden ins Haus einsteigen, aber nie wieder herauskamen. Es gibt also einen Zeugen.
In Kap der Finsternis reihen sich die Ereignisse schnell aufeinander. Immer wieder wechselt die Perspektive und die Geschichte aller Beteiligten wird fast zeitgleich erzählt, bis sich die Fäden immer weiter verspinnen und die Geschichten zusammenlaufen. Auch wenn sich ein Spannungsfaden bis zum Ende durchzieht, so sorgt das schnelle Handlungsgeschehen für ein wenig Anstrengung beim Lesen.
Mir persönlich hat besonders die sehr einseitig negative Darstellung von Kapstadt missfallen. Immer wieder wird eine gerade bilderbuchhübsche Kulisse der Natur und der Umgebung beschrieben, aber die Beschreibung wird spätestens auf der nächsten Seite wieder ins Negative geschoben. Ebenso unangenehm empfand ich die durchgehend brutale und ordinäre Sprache, welche von Roger Smith verwendet wird. Spätestens nach der dritten ausführlichen Beschreibung der Körperausdünstungen des korrupten Polizisten Barnard hat man diese bereits ins Gedächtnis gebrannt. Die restlichen Geruchsbeschreibungen sind meiner Meinung nach überflüssig. Gut vielleicht ist dies ein Stilmittel, aber nicht mein Geschmack. Die Übersetzung ist meist gelungen, auch wenn man Wörter wie Veld erst einmal nachschlagen muss, um sicherzugehen, dass es sich nicht um einen Schreibfehler handelt. Namen hätte man nicht unbedingt übersetzen müssen. Nun ja, wenn das der einzige Kritikpunkt an der Übersetzung ist, dann kann man auch mit einem Benny Niemand leben.
Ein durchaus spannendes und mitreißendes Buch. Eine etwas weniger ordinäre und brutale Sprache und eine objektivere Beschreibung der Lokalitäten hätte dieses Buch noch besser gemacht.