Chaotische Unglaublichkeiten.
Auf der Admiralbrücke mitten in Berlin wird Rosi Weinert brutal ermordet aufgefunden. Warum Platten-Rosi erschlagen wurde, ist unklar. Möglicherweise weil sie in ihrer Rolle als Hobby-Journalistin für die Stadtteilzeitung der Bürgerinitiative etwas Haarsträubendes aufgedeckt hat.
Matti, Twiggy, Dornröschen und der Kater Robby leben in Berlin in der Okerstraße in einer WG. Sie sind vom Herzen Revolutionäre, auch wenn die Revolution abgeschafft wurde. Insofern sind sie dagegen. Vor allem aber gegen staatliche Institutionen wie Polizei oder Verfassungsschutz. Und sie sind fest davon überzeugt, dass gerade diese Staatsgewalten es weder versuchen noch schaffen werden, den Mord an Platten-Rosi aufzuklären. Aus diesem Grund begeben sie sich selbst auf die Suche nach Informationen und Anhaltspunkten für Motive und Täter. Dass sie dabei ungewöhnlich vorgehen und damit sofort wieder an ihren Widersacher Hauptkommissar Schmelzer geraten, ist vorprogrammiert.
„»Darf man fragen, wie der Herr gebaut ist, der diese zarte, eher kleinwüchsige Frau schlimmster Verbrechen bezichtigt?«, fragte Matti. – Dornröschen schob ihren Bademantelärmel hoch und zeigte ihr Oberarmmuskelchen wie ein Bodybuilder. – Schmelzer blickte sie irritiert an. »Er hat gesagt, Sie seien ihm auf die Brust gesprungen.« – »Ich stamme in direkter Linie vom Känguru ab.« – »Das kann ich bestätigen«, sagte Matti.“ (S. 265)
Als ich über das Wort Känguru stolperte musste ich schmunzeln. Tatsächlich hat mich der eine oder andere Dialog an die wirren Gedanken des sprechenden Kängurus von Marc Uwe Kling erinnert. Und mit dem bin ich leider so gar nicht warm geworden. Vielleicht hatte ich auch deshalb Schwierigkeiten mich mit dieser Serie, um die Okerstraßen-WG von Christian v. Ditfurth anzufreunden. Alles herrlich sarkastisch, übertrieben trotzig, durch und durch gesellschaftskritisch und einfach zu viel des Guten. Für mich zumindest.
Sprachlich ist dieser Krimi von Christian v. Ditfurth ähnlich wie die Bände um Kommissar Eugen de Bodt: wortgewandt, teilweise humoristisch und auf jeden Fall tiefgründig. Die philosophischen Ergüsse waren in Ansätzen vorhanden, aber nicht in der Fülle wie ich sie von anderen Büchern des Autors kenne. Oder ich habe sie übersehen. Die Handlung war zwar teilweise wirklich spannend, trotzdem wurde ich kein Fan dieses Buches.
Wer genau hinschaut, der sieht, dass der Autor vermutlich selbst viel Spaß beim Schreiben hatte: ob er sich selbst auf die Schippe nimmt, indem er seinen eigenen Roman „Mann ohne Makel“ als stinklangweilig bezeichnet, oder indem er einen geheimen Helden in der WG platziert: den Kater Robby mit seinem Schweigegelübde. Beides sind Besonderheiten, welche den „Tod in Kreuzberg“ sehr sympathisch machen. Eine klare Empfehlung gibt es von mir dieses Mal nicht, ich glaube jeder Leser muss bei diesem Buch für sich selbst entscheiden.