Eine tödliche Terror-Trittbrett-Fahrt.
Mitten in der Nacht ereignet sich am Freitag, den 5. August eine schwere Explosion bei einer Stockholmer U-Bahn-Linie. Ein Wagen detoniert und die darin befindlichen Personen kommen teilweise grausam ums Leben. Zumindest fällt es dem gesamten schwedischen Polizeiapparat sehr schwer die Toten zeitnah zu identifizieren.
Augenzeugen aus anderen Wagons berichten über eine seltsame Ansammlung von Personen im detonierten Wagen. Außerdem wurden bestimmten Personen der Einlass in den letzten U-Bahn Wagen mit dem Namen Carl Jonas verwehrt. Ein undurchsichtiges und fast schon gruseliges Suchspiel nach Opfern, Tätern, Motiven und Hintergründen beginnt. Beteiligt sind dabei alle schwedischen Ermittlungsbehörden, inklusive Säpo, Stockholmer Polizei und natürlich der noch etwas angeschlagenen A-Gruppe. Die übergreifende Leitung übernimmt „freundlicherweise“ der pensionierte Jan-Olof Hultin, früherer Leiter der A-Gruppe.
Kurz nach dem Anschlag bekennt sich dann eine bislang unbekannte Terroristen-Gruppe mit dem Namen „Die heiligen Reiter von Siffin“ zu dem Anschlag. Also doch ein islamistischer Hintergrund? Doch warum werden dann auf einmal potentielle Täter und Mitglieder dieser Vereinigung ebenfalls brutal getötet? Und warum waren normale Männer und Familienväter in der letzten U-Bahn versammelt und entfernten sich mitten in der Nacht von ihrem Zuhause als sie zusammen mit Carl Jonas detonierten? Genügend Gründe für Jan-Olof Hultin um kreativ-chaotische Ermittlungsmethoden einzuleiten.
„»Der Sommer ist vorbei«, sagte Lena Lindberg. »Es war ein schöner Sommer. Nach all den wunderbaren Terrorattentaten im Juli.« – »Ist doch erhebend«, sagte Kerstin Holm. »Vergewaltigungsängste im Hagapark, Killerdrogen auf den Straßen, Sklavenhandel mit Kindern direkt vor unseren Augen und Prominentenprügelei in einem Casino. Da kommt eine ordentliche U-Bahn-Bombe gerade recht.« – Es war eine Weile still. – Kerstin Holm streckte ihren Nacken. Sodass es hörbar knackte. Und bereute wieder einmal ihre Worte.“ (S. 77)
Es war ein fast schon klassischer Arne Dahl, den ich mir hier nach einer längeren Pause von der A-Gruppe ausgewählt hatte. Wie immer begeisterte mich die Sprache des Autors und auch der trockene Humor der sich über das gesamte Werk zieht. Trotzdem riss mich dieser neunte Fall um die Ermittler der A-Gruppe nicht ganz so stark mit, wie früher. Und das kuriose ist, dass ich nicht einmal genau beschreiben kann warum.
Was auf jeden Fall schwer fiel war der Bezug zu den vorangegangenen Fällen: Warum noch einmal war die A-Gruppe so demontiert? Warum liegt Bengt Åkesson im Koma? Es gibt verschiedene Zusammenhänge, die einfach nicht mehr präsent waren. Die Kenntnis darüber ist zwar für den aktuellen Fall nicht zwingend notwendig, aber es gab dadurch einige Passagen, die einfach nicht so richtig Spaß machten. Ein kleines bisschen wurde mein Lesevergnügen auch durch die extremen persönlichen Verstrickungen der Protagonisten getrübt. Es war einfach Zuviel des Guten. Auch wenn es vieles erklärbar und vieles auch spannender gestaltete.
Und trotzdem bleibt es bei einer klaren Leseempfehlung, vor allem für alle die bislang schon viel Spaß an den Formulierungen von Arne Dahl hatten. An der Sprache und dem Humor hat sich nämlich nichts geändert.