Die Eule im Spatzennest wird flügge.
Axel Krohn verfolgt einen Traum. Den Traum die Insel Kanacea Island für rund 28 Millionen US-Dollar zu kaufen. Der Traum versinnbildlicht seine Flucht vor der Welt. Insbesondere aber vor seiner Vergangenheit aus einer türkischen Terroristen-Vereinigung. Und vor der Familie, die er vor langer Zeit verloren hat. Seinen Traum versucht er mit seinen Aktivitäten als Hacker AK47 zu finanzieren.
Eines Tages erhält er bei einer fehlgeschlagenen Software-Übergabe Zugangscodes für den erfolgreichen Augmented Reality-Spielehersteller LivingMagic. Er kann seiner Versuchung nicht widerstehen und sieht sich auf den Servern dieses Unternehmens um. Was er dabei entdeckt, kann die Welt verändern. Und er begeht einen Fehler: der Versuch Beweise von den Unternehmensservern zu sichern schlägt fehl. Er hat einen digitalen Wachhund auf sich aufmerksam gemacht und dabei ein kleines Stückchen Software im weltweiten Netz verloren. Diese Stück Code ist ein Virus der nach und nach alle mit dem Internet verbundenen Rechner infiziert. Und das sind im Jahre 2031 fast alle.
Sämtliche Rechner beginnen sich auf einen Schlag miteinander zu verbinden und sich mit Hilfe genetischer Algorithmen weiterzuentwickeln. Gleichzeitig werden durch den Virus Cyber-Attacken ausgelöst die weltweit für eine Katastrophe sorgen.
„»Die einzelnen Komponenten des riesigen Botnetzes tauschen Daten aus«, erklärte Koriander. »Sie kommunizieren miteinander. Die Selbstoptimierung hat begonnen.« (S. 182)
Beim Lesen der ersten Zusammenfassung erinnerte mich der Plot ein klein wenig an „Rattentanz“ von Michael Tietz. Ein kleiner Virus befällt alle Rechner der Erde. Und alle Rechner fallen gleichzeitig aus. Es verhält sich im neuesten Roman von Andreas Brandhorst allerdings etwas anders: Wir befinden uns über zehn Jahre in der Zukunft und die Welt ist noch deutlich stärker vernetzt als heute. Teilautonomes Fahren hat sich durchgesetzt, die Energieversorgung wird weltweit über Computer gesteuert und Augmented-Reality-Kontaktlinsen erlauben eine direkte und nahezu unsichtbare Informationsaufnahme. Klar, dass sich hier ein Ausfall sämtlicher Computer deutlich schlimmer auswirkt als heute oder vor zehn Jahren.
„Das Erwachen“ liest sich flüssig und lässt einen nicht mehr los. Man beschäftigt sich mit der Thematik auch wenn man das Buch längst aus der Hand gelegt hat. Zu realistisch wirkt die Gefahr einer Maschinenintelligenz wie sie von Andreas Brandhorst beschrieben wird. Die gute wissenschaftliche Hintergrundrecherche verleiht dem Buch eine Intensität. Auch wenn man dieses Werk aufgrund seiner Fiktion und seinem Blick in die Zukunft dem Science-Fiction-Genre zuordnen könnte, bleibt eine Realitätsnähe die gerade mich als Informatiker bewegt hat. Die Spannung allerdings rechtfertig auch die Bezeichnung Thriller. Einzelne Handlungsstränge bewegen sich von Beginn an immer weiter aufeinander zu. Man fiebert als Leser einem Ende entgegen ohne zu wissen wie dieses Ende aussehen wird. Eine klare Empfehlung für alle „Technik-Nerds“, „Computer-Freaks“ und Liebhaber von Endzeitszenarien.
Ein Gedanke zu „Andreas Brandhorst – Das Erwachen“