Miroslav Nemec – Die Toten von der Falkneralm (Mein erster Fall)

Ein Schauspieler ermittelt.

Was macht man nicht alles als Schauspieler. Dazu noch als Schauspieler im Münchner „Tatort“. Da man auf das Publikum wie ein erfahrener Ermittler wirkt, nimmt man sogar eine Autorenlesung am Ende der Welt in Kauf um sich ein paar Euro dazuzuverdienen und seine Agenten glücklich zu machen. Im Berghotel „Falkneralm“ soll deshalb Miroslav Nemec aus einem Henning-Mankell-Krimi vorlesen. Der Schauspieler verkörpert im Münchner „Tatort“ den Kommissar Ivo Batić und wird häufig von Fremden Personen auch genauso angesprochen.

Als Miroslav Nemec im Berghotel „Falkneralm“ ankommt, wird es turbulent. Denn aufgrund des schlechten Wetters ist das Berghotel, welches nur per Seilbahn erreichbar ist, auf einmal von der Außenwelt abgeschnitten. Kein Internet und kein Telefon funktioniert mehr. Nicht so tragisch denkt sich Nemec, eine Nacht, ein wenig Vorlesen und wieder zurück zur Familie. Doch leider entwickelt sich alles anders: gleich am ersten Abend wird ein anderer Hotelgast, ein Besucher der Krimilesung, tot im Pool aufgefunden. Die Stimmung im Hotel sinkt auf einen Tiefpunkt. Doch was sollen ein Schauspieler schon ausrichten? Im wahren Leben hat Miroslav Nemec nichts mit einem Kriminalkommissar gemein. Und doch scheinen alle anderen Gäste genau von ihm Aufklärungsarbeit in diesem Fall zu erwarten.

Hörprobe mit freundlicher Genehmigung des Hörverlags.

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um ein gewagtes Experiment: Der Autor schreibt über sich selbst. Er schreibt über sein Privatleben als Schauspieler und verwickelt sich selbst in einen kuriosen Mordfall in einem von der Außenwelt abgeschotteten Berghotel. Doch damit noch nicht genug. Er liest dieses Buch auch noch selbst. Und wem sollte das besser gelingen als dem Autor und Protagonisten selbst?

Quelle und Genehmigung: Randomhouse Verlagsgruppe

Nach den letzten Erfahrungen mit Autorenlesungen war ich sehr skeptisch, als mir vom Verlag diese Autorenlesung und parallel dazu der neueste Fall von Kommissar Kühn (Jan Weiler – „Kühn hat zu tun“) empfohlen wurde. Doch natürlich wollte ich wissen, ob es nicht auch lesetalentierte Autoren gibt. Und ja, das Experiment von Miroslav Nemec ist gelungen. Und zwar in jeglicher Hinsicht: Sowohl die leicht abstruse Geschichte mit Charme und Unterhaltungswert als auch die Lesung selbst ist spitze.

Man kann sich mit jedem Satz vorstellen was Miroslav Nemec denkt, ja sogar welche Mimik er gerade zur Schau trägt. Natürlich hilft ihm hier seine Bekanntheit und Profession als Schauspieler. Aber gerade das Wissen um sein Äußeres macht dieses Buch und die Lesung interessant. Nemec hat sich gute Gedanken über seine Protagonisten gemacht und lässt immer wieder Insiderwissen aus den Tatort-Dreharbeiten durchklingen. Das wiederum wirkt auf den Leser realistisch und erhöht die Spannung bei seinem konstruierten „ersten Fall“.

Besonders begeistert hat mich das Spannungsfeld zwischen fiktiven und echten Ermittlern. Wie im richtigen Leben gibt es kein Schwarz und kein Weiß: Aber es gibt den alten, sarkastischen Ermittler der nichts von der Schauspielerei hält und die junge, attraktive Polizeimeisterin die schon ein wenig mehr um die Ecke denkt. Eine klare Unterhaltungs-Empfehlung meinerseits.

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