Sabine Ludwig – Am Ende der Treppe, hinter der Tür

Pubertäre Tragik als Rahmen eines unrealistischen Thrillers

Martha ist nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter Constanze zu deren Freund Johannes gezogen. Johannes, welcher ebenfalls kürzlich seine Frau verloren hat, hat eine anstrengende und doch irgendwie liebenswerte vierjährige Tochter: Penelope, kurz Poppy. Familiäre Spannungen sind vorprogrammiert. Martha wünscht sich mehr Zeit mit Ihrer Mutter, doch diese investiert die meiste Zeit in Penelope, ihre „Stiefschwester“. Dann ist Martha auch noch unglücklich in ihren neuen Englisch-Lehrer verliebt und malt sich allerlei romantische Szenen in ihren Träumen aus. Den Schüler Vincent, der in sie verliebt ist, wird dafür natürlich verdrängt. Zuletzt gibt es da auch noch die Theater-AG in der sich Martha als Bühnenbildnerin einbringt und zufällig auch noch zur Schauspielerin auserkoren wird.

Durch einen weiteren immensen Zufall wird Martha Ohrenzeugin am Mord einer Bewohnerin im Haus. Sie ist in deren Wohnung eingestiegen um ein lang ersehntes Paket abzuholen als diese zurückkehrt und kurz darauf Besuch von ihrem Mörder erhält. Zusammen mit ihrer Freundin Jill überlegt sich Martha einen perfiden Plan um das Wissen um den Mord und den Mörder zu Geld zu machen. Nebenbei bleibt aber weiterhin die Familie, die Schule und die ungerechte Welt im Vordergrund.

„»Eigentlich nichts. Poppy ist die Tochter vom Freund meiner Mutter.« Martha wundert sich, wie leicht ihr das über die Lippen kommt. »Patchworkfamilie«, sagt Vincent. »Kenne ich.«“ (S.139)

Die Einordnung in das Genre Thriller fällt sehr schwer. Die eigentliche Tat passiert nach über 80 Seiten und man hat als Leser ständig das Gefühl, dass das Drama um Martha und ihre ungewollte Stieffamilie im Vordergrund steht. Mit pubertärem Trotz und blinder Verliebtheit in ihren Englischlehrer nimmt die Protagonistin den letzten Rest Realität aus der Handlung. Einige Szenen sind einfallsreich und unterhaltsam, andere wiederum lassen einen auf das Ende warten.

Als Lektüre für zwischendurch ist das Buch durchaus geeignet, insbesondere wenn einem die zeitweise lustigen Dialoge zwischen der vierjährigen Penelope und ihrer Umgebung gefallen. Eine richtige Spannung mit einer realistischen und kriminalistischen Haupthandlung darf man jedoch nicht erwarten. Man muss auch lernen über einfache Logikfehler hinwegzusehen und darf kein Ende mit überraschendem Ende erwarten – dieses war viel zu früh absehbar. Und dann wird im Laufe des Buches aus der pubertären Protagonistin auch noch eine Erwachsene, wie praktisch… Klasse Buch, wenn man nichts anderes zur Hand hat. Für mich landet dieses Buch in der Schublade „mittelmäßig“.

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